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Talente für die Welt von morgen

Von Georges T. Roos, Zukunftsforscher, Co-Präsident von swissfuture

 

Die Zukunft braucht unsere Intelligenz und Kreativität. Diese beiden Eigenschaften – dazu gesellt sich noch die Anpassungsfähigkeit des Menschen – haben uns zum erfolgreichsten Repräsentanten aller Säugetiere gemacht. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, sind wir mehr denn je auf sie angewiesen.

Als Zukunftsforscher habe ich das Privileg, mich ausführlich mit den grossen Themen der nächsten Jahrzehnte beschäftigen zu dürfen. Ich analysiere Szenarien, Trends und insbesondere Megatrends. Gemeint sind damit die übergeordneten Entwicklungen, die langfristig, in alle Bereiche und global wirken. Sie sind der prognostizierbare Teil einer in vielem unbekannten Zukunft. Wichtig sind sie, weil sie die grossen Rahmenbedingungen der künftigen Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen.

 

Abgeleitet aus diesen Megatrends, sehe ich das «grosse» Bild von fünf tiefgreifenden Transformationen über die nächsten 20 Jahre, welche alle gestaltet werden müssen:

 

  • Die digitale Transformation: Sie hat die vergangenen 20 Jahre geprägt. Heute sind fast alle im mobilen Internet, gibt es kaum mehr Unternehmen ohne digitalisierte Prozesse, greift auch die Bildung intensiv darauf zurück. Die nächsten 20 Jahre werden wahrscheinlich noch grössere Auswirkungen haben. Ich denke an Künstliche Intelligenz, smarte Robotik, Blockchain und Quanten-Computing. Die Auswirkungen auf unser Leben, die Arbeitswelt, die Bildungslandschaft, den Handel und die Sicherheit werden enorm sein.

 

  • Die ökologische Transformation: Die mittlere Temperatur in der Schweiz ist gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits über 2 Grad angestiegen, überschreitet also bereits das globale Ziel von 1.5 Grad. Gletscher sind in diesem Sommer «gestorben». Der Kampf gegen die Erderwärmung ist eine gigantische Herausforderung, die uns alle bemüht. Keine Fabrik, kein Haushalt und keine Regierung kann abseitsstehen. Die damit verbundenen Umwälzungen werden gross: Vom Verzicht auf Fleisch bis zur Automobil-Industrie, die sich darauf einstellen muss, dass ein Elektrofahrzeug nur noch einen Zehntel der Bestandteile enthält, als ein Auto mit Verbrenner.

 

  • Die demografische Transformation: Sie wird gerne übersehen, doch in der Konsequenz ist sie von enormer Bedeutung für unsere Zukunft. Die Weltbevölkerung dürfte bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 10 Mrd. Menschen anwachsen. Das Wachstum ist ungleich verteilt: Während Europa schrumpfen dürfte und Asien verlangsamt weiterwachsen wird, verdoppelt sich in dieser Zeit die Bevölkerung Afrikas. Ausserhalb Afrikas altert die Gesellschaft schnell – ein noch nie dagewesenes Phänomen in der Geschichte der Menschheit. Die Schweiz wird übrigens weiterwachsen – als europäische Ausnahme zusammen mit Frankreich und Skandinavien. Altern werden wir trotzdem: Bereits 2040 wird ein Viertel der Schweizer Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein.

 

  • Die Bio-Transformation: Die allererste Chief Scientist Adviser der Europäischen Kommission, die Biologin Anne Glover, nannte an einem OECD-Forum 2012 das 21. Jahrhundert das «Zeitalter der Biologie». Erstaunliche Fortschritte in der Genetik, der synthetischen Biologie und generell in den Life Sciences lassen mich zum Schluss kommen, dass wir zunehmend in der Lage sind, der Biologie ein Upgrade zu geben. Der Bauplan aller Lebewesen ist entschlüsselt, die Technologie, ihn zu verändern ist da. Für die Therapien seltener Krankheiten und Erbkrankheiten zeichnen sich Heilungen ab; das Saatgut der Zukunft wird an den Klimawandel angepasst und verhilft zu ausgewogener Ernährung; im Labor erzeugtes Leben könnte das Speichermedium der Zukunft werden.

 

  • Die geopolitische Transformation: Viele Jahrzehnte relativen Friedens zwischen den Machtblöcken sind zu Ende. Russlands Invasion in die Ukraine hat den Kalten Krieg wiederbelebt. Wie damals steht er damit offenem Ausgang, erfüllt die Menschen mit berechtigten Sorgen. Allerdings dürfte dieser Konflikt erst das Vorspiel für weitaus folgenschwerere Verwerfungen sein. Die Spannungen zwischen China und dem Westen steigen. Unsere Abhängigkeit von China ist aber um ein Vielfaches grösser als diejenige von Russland, wo es sich vornehmlich um substituierbare Rohstoffe handelt. China ist in vielen Zukunftstechnologien führend. Der Ukraine-Krieg, aber auch die gestörten Lieferketten in der Folge der Corona-Pandemie haben den Westen aufgerüttelt. Ich sehe eine klare Tendenz, das globale Zusammenspiel vermehrt unter dem Sicherheitsaspekt zu beurteilen und damit kritische Güter wieder im eigenen Land bzw. in Ländern, welche der gleichen Wertegemeinschaft angehören, herzustellen.

 

Alle Transformationen enthalten Chancen und Risiken. Es braucht an jeder Stelle Menschen, die ihre Talente entwickeln, egal welche, Hauptsache sie werden gefördert, und ihren Beitrag leisten, damit wir zukünftige Chancen realisieren und ebenso die drohenden Risiken minimieren können. Es zählt unsere Jugend – es geht um ihre Zukunft.

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